Das Erstaunen war groß, als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Anfang Januar verkündete, Homöopathie als Kassenleistung streichen zu wollen. Schließlich galt in der Politik lange die Ansicht, die Abschaffung bringe finanziell nichts, verursache aber in der Bevölkerung einen Haufen Ärger. Bekannt ist, dass der Gesundheitsminister Globuli und Co. ablehnt. Doch Ärger hat der SPD-Mann nun wirklich schon genug – man denke nur an den heftigen Streit mit den Ländern über die geplante Krankenhausreform.

Es spricht in diesem Fall eindeutig für den Gesundheitsminister, dass er die Streichung dennoch ankündigte. Dass Unheil drohte, zeigte sich aber schon in den Stunden danach: Die Unterstützung aus den eigenen Reihen war dünn bis gar nicht vorhanden. Insbesondere das von den Grünen geführte Baden-Württemberg machte Front, wobei man dazu wissen muss, dass dort viele Hersteller homöopathischer Mittelchen ihren Sitz haben. Am Ende gelang es Lauterbach vermutlich auch aufgrund des Widerstandes des Kanzleramtes nicht, die erforderliche Änderung in den Entwurf für das sogenannte Versorgungsgesetz zu schreiben.

Der Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie – jeden zweiten Donnerstag.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Es ist kein Ruhmesblatt für die Ampelkoalition, dass sie ihren Gesundheitsminister hier im Regen stehen lässt. Denn es geht um etwas Grundsätzliches: Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Globuli und Co. eine pharmakologische und damit therapeutische Wirkung haben – abgesehen vom Placebo-Effekt.

Mehr zum Thema

Doch auch das rechtfertigt nicht, dass die Kassen für solche Mittel in Zeiten hoher Defizite und Beitragssteigerungen Geld ausgeben, und zwar zulasten der übergroßen Mehrheit der Beitragszahlenden, die die Homöopathie zu Recht für Unfug halten. Die Koalition sollte sich daher schnellstens eines Besseren besinnen und die Streichung bei den Beratungen im Bundestag doch noch ins Gesetz schreiben.

QOSHE - KostenpflichtigKostenpflichtig Die Koalition darf Lauterbach nicht im Regen stehen lassen - Tim Szent-Ivanyi
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

KostenpflichtigKostenpflichtig Die Koalition darf Lauterbach nicht im Regen stehen lassen

11 0
28.03.2024

Das Erstaunen war groß, als Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Anfang Januar verkündete, Homöopathie als Kassenleistung streichen zu wollen. Schließlich galt in der Politik lange die Ansicht, die Abschaffung bringe finanziell nichts, verursache aber in der Bevölkerung einen Haufen Ärger. Bekannt ist, dass der Gesundheitsminister Globuli und Co. ablehnt. Doch Ärger hat der SPD-Mann nun wirklich schon genug – man denke nur an den heftigen Streit mit den Ländern über die geplante........

© HAZ


Get it on Google Play