Borussia Dortmund hatte am Montag reichlich Neues zu verkünden. Mit zwei Vertragsverlängerungen, einer Beförderung und einer Rückholaktion rüstet sich der BVB in seiner Führungsriege für die Zukunft. Auffällig dabei: Für den vermeintlichen Kronprinzen für die Rolle des sportlich Verantwortlichen ändert sich – nichts. Sebastian Kehl werde „weiterhin als Direktor Sport fungieren“, teilte der Klub mit. Das mit Blick auf die bisherige Hierarchie fast logische Aufrücken des 44-Jährigen in die oberste Etage blieb aus. Stattdessen zieht Lars Ricken, bislang Direktor des Nachwuchsleistungszentrums und damit Kehl unterstellt, am Sportdirektor vorbei und füllt ab dem 1. Mai den neuen Posten des Sport-Geschäftsführers aus. An dessen Seite bleiben Thomas Treß und Carsten Cramer dem Spitzengremium bis 2027 erhalten. Und: Sven Mislintat kehrt als Technischer Direktor mit dem Schwerpunkt Kaderplanung zur Borussia zurück.

Auch wenn Letztgenannter im Organigramm unter Kehl angesiedelt ist, muss das Comeback des anerkannten Talentspähers auch als Zeichen an den Manager gewertet werden. So ganz ist man im Klub mit Kehls Arbeit gerade im Transfer-Bereich nicht einverstanden. Musste sich der Sportdirektor bei personellen Entscheidungen neben Trainer Edin Terzic bislang vor allem mit dem auf eigenen Wunsch sukzessive ausscheidenden Klubchef Hans-Joachim Watzke abstimmen, kommt nun eine weitere Meinung hinzu. Die größte Machtfülle geht zudem an Ricken, der anders als der über Jahrzehnte in Klub wie Branche etablierte und geachtete Watzke doch eher ein Newcomer auf der großen Funktionärsbühne ist. Kehl muss sich dem neuen Vorgesetzten unterordnen und seine Rolle finden. Zumal der Klub bei all den am Montag final verkündeten Entscheidungen offenließ, ob man langfristig mit dem bis 2025 gebundenen Manager plant.

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„Bezüglich einer möglichen Vertragsverlängerung von Sebastian Kehl wird Lars Ricken im Sommer Gespräche aufnehmen“, hieß es in der Erklärung des Klubs. Eine Formulierung, die deutlich macht, wer das Heft des Handelns in der Hand hat. Ricken ist angesichts der stetig wachsenden Anforderungen im Managementbereich eines Bundesligisten nicht als Unterstützung für Kehl eingeplant. Kehl soll Ricken unterstützen und sich weiter in zweiter Reihe bewähren. Laut eines Bild-Berichts ist er dazu bereit. Dennoch: Will man in der neuen Konstellation ruhig und gestärkt in die Zukunft marschieren, dürfte einiges an interner Kommunikation erforderlich sein. Eitelkeiten sind fehl am Platz.

Auch Erfolg würde helfen. International hat man mit dem Erreichen des Champions-League-Halbfinals und der Aussicht auf das Endspiel oder gar mehr die Erwartungen in der aktuellen Saison zwar übertroffen. Im DFB-Pokal gab es allerdings schon im Achtelfinale das Aus. Und in der Bundesliga muss die Borussia als Tabellenfünfter derzeit um die neuerliche Qualifikation für die Königsklasse zittern. Der Verlauf der kommenden Wochen könnte auch eine Rolle beim angekündigten Zukunftsgespräch zwischen Ricken und Kehl spielen.

QOSHE - Ricken statt Kehl: Worauf es beim BVB jetzt ankommt - Tom Vaagt
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Ricken statt Kehl: Worauf es beim BVB jetzt ankommt

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22.04.2024

Borussia Dortmund hatte am Montag reichlich Neues zu verkünden. Mit zwei Vertragsverlängerungen, einer Beförderung und einer Rückholaktion rüstet sich der BVB in seiner Führungsriege für die Zukunft. Auffällig dabei: Für den vermeintlichen Kronprinzen für die Rolle des sportlich Verantwortlichen ändert sich – nichts. Sebastian Kehl werde „weiterhin als Direktor Sport fungieren“, teilte der Klub mit. Das mit Blick auf die bisherige Hierarchie fast logische Aufrücken des 44-Jährigen in die oberste Etage blieb aus. Stattdessen zieht Lars Ricken, bislang Direktor des Nachwuchsleistungszentrums und damit Kehl unterstellt, am Sportdirektor vorbei und füllt ab dem 1. Mai den neuen Posten des Sport-Geschäftsführers aus. An dessen Seite bleiben........

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