Herr Nimrodi, wie geht es Ihnen heute? Haben Sie etwas Neues über die Situation Ihres Sohnes Tamir erfahren können?
Leider gibt es nichts Neues zu berichten. Nichts! Es ist unverändert. Ich lebe im gleichen Stress, jeden einzelnen Tag.

Sie haben gerade den israelischen Justizminister Yariv Levin getroffen. Konnte der Ihnen Hilfe anbieten?
Nein, bedauerlicherweise auch nicht. Es gibt im Augenblick keine wirklichen Verhandlungen mehr, niemanden, der für die Geiseln kämpft. Da ist einfach nichts.

Niemandem in der ganzen Regierung?
Genau. Es ist unglaublich, aber so ist es.

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Sie haben jüngst auch den Papst getroffen ...
Ja, ich und drei andere Familien, die Angehörige von Geiseln sind, waren in Rom, im Vatikan. Er hat uns 40 Minuten lang Fragen gestellt und zugehört, wenn wir von unseren Kindern und Angehörigen erzählt haben. Er hat uns sein Mitgefühl gezeigt und versprochen, alles zu tun, um uns zu helfen. Er will versuchen, den jordanischen König zu treffen, um mit ihm über die Geiseln zu sprechen.

Verstehe ich Sie richtig: Der Papst verspricht Hilfe, und die israelische Regierung nicht?
Ja, es ist verrückt.

Die regelmäßigen Demonstrationen am Platz der Geiseln in Tel Aviv sind vorbei, und die Angehörigen nehmen nun an den Protesten gegen die Regierung teil. Sie auch?
Ich habe davon gehört, aber ich gehe dort nicht hin. Mein Protest ist es, im Fernsehen, im Radio, in Zeitungen über meinen Sohn zu sprechen und so viele Menschen wie möglich zu treffen.

Sie reisen weiterhin um die Welt, wie Sie es seit dem 7. Oktober tun?
In der Hoffnung, jemanden zu finden, der uns helfen kann.

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Wenn Ihnen die Frage zu nahe geht, sagen Sie bitte Stopp: Sie müssen das erste Mal ohne Ihren Sohn Pessach feiern. Was bedeutet das für Sie? Und was bedeutet Pessach Ihrem Tamir?
Ich werde dieses Pessach nicht feiern. Es ist wirklich sehr schwer und sehr hart für mich, es ohne ihn zu verbringen, ohne auch nur ansatzweise zu wissen, wie es ihm geht. Ich kann Pessach nicht in Israel sein, es ist zu sehr mit ihm verbunden. Feiertage sind generell sehr schwierig. Aber vor allem Pessach, denn er liebt es besonders. Ich kann einfach nicht hier sein und werde verreisen. Wie kann es ein Fest der Freiheit geben, wenn er nicht hier ist?!

Tamir Nimrodi war als Bildungsoffizier an der Grenze zum Gazastreifen stationiert und wurde am Morgen des 7. Oktober 2023 als einer der ersten von Hamas-Terroristen verschleppt. Im vergangenen November wurde er 19 Jahre alt.
Sein Vater Alon Nimrodi tut seitdem alles, damit sein Sohn und alle anderen Geiseln freikommen.

QOSHE - »Ich werde Pessach nicht feiern« - Bettina Piper
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»Ich werde Pessach nicht feiern«

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18.04.2024

Herr Nimrodi, wie geht es Ihnen heute? Haben Sie etwas Neues über die Situation Ihres Sohnes Tamir erfahren können?
Leider gibt es nichts Neues zu berichten. Nichts! Es ist unverändert. Ich lebe im gleichen Stress, jeden einzelnen Tag.

Sie haben gerade den israelischen Justizminister Yariv Levin getroffen. Konnte der Ihnen Hilfe anbieten?
Nein, bedauerlicherweise auch nicht. Es gibt im Augenblick keine wirklichen Verhandlungen mehr, niemanden, der für die Geiseln kämpft. Da ist einfach nichts.

Niemandem in der ganzen Regierung?
Genau. Es ist unglaublich, aber so ist es.

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