Der interreligiöse Dialog, insbesondere der zwischen Juden und Muslimen, ist nicht mehr das, was er vor dem 7. Oktober 2023 war. Ein »wachsendes Unbehagen« stellt Gady Gronich, Geschäftsführer der in München ansässigen Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), fest.

Man spüre, dass sich die Verantwortlichen auf allen Seiten auf Distanz zueinander gegangen seien. Gleichzeitig wachse die Intoleranz und das Unverständnis über die andere Seite, so Gronich beim sechsten Weltforum für interkulturellen Dialog in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans.

An dieser Konferenz nahmen prominente Persönlichkeiten aus vielen Lebensbereichen teil, um der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften neue Impulse zu geben. Gronich zeigte sich besorgt, dass es weltweit nur sehr wenige Orte gebe, an denen Juden ihre Glaubenszugehörigkeit ohne Angst in der Öffentlichkeit zeigen könnten, beispielsweise mit einer Kippa auf dem Haupt. Er nannte in diesem Zusammenhang auch Baku.

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Der CER-Geschäftsführer forderte ein »entschlosseneres Handeln gegen Hassrede und den Antisemitismus.« Vor allem in Europa und Amerika sei der Judenhass seit den Hamas-Massakern in Israel am 7. Oktober sprunghaft angestiegen.

Am Freitag gab der Präsident der CER, Rabbiner Pinchas Goldschmidt, gemeinsam mit dem Generalsekretär der Muslimischen Weltliga, Scheich Mohammed Al-Issa, eine gemeinsame Erklärung heraus, in der Pläne für eine Koran-Verbrennung in der schwedischen Stadt Malmö selben Tag als »hasserfüllter Akt« verurteilt werden. »Wir haben mit großer Sorge von den Plänen erfahren, den Koran in Malmö erneut zu verbrennen. Mit dieser Aufstachelung sollen Muslime, denen dieses Buch heilig ist, beleidigt werden«, so die Erklärung.

Die schwedische Polizei hatte am Donnerstag bekannt gegeben, man könne die angemeldete Koranverbrennung nicht verbieten, werde aber »darauf achten, dass dies möglichst ruhig vonstattengeht«. Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson hatte die Aktion als »zutiefst respektlosen Akt« bezeichnet.

Bereits in der Vergangenheit kam es in der südschwedischen Stadt nach Koranverbrennungen zu schweren Ausschreitungen. Und auch die kleine jüdische Gemeinde Malmös wird immer wieder angefeindet. So verbrannten im November Demonstranten vor der Synagoge eine israelische Flagge und riefen »Befreit Palästina! Bombardiert Israel!«.

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In Malmö findet kommende Woche der Eurovision Song Contest statt. Im Vorfeld war es zu Spannungen wegen der Teilnahme Israels an dem Wettbewerb gekommen. In der Erklärung von Goldschmidt und Al-Issa heißt es: »Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir bei solchen internationalen Veranstaltungen ein Klima des Respekts und der Sicherheit für alle fördern. Vor diesem Hintergrund fordern wir alle Personen, die während der Feierlichkeiten zur Eurovision ihre Meinung äußern wollen, auf, dies verantwortungsbewusst zu tun und sicherzustellen, dass ihre Äußerungen nicht zu Hass aufrufen oder eine Bedrohung für Minderheiten darstellen.«

Rabbiner Pinchas Goldschmidt soll am 9. Mai mit dem Aachener Karlspreis geehrt werden - unter anderem für seine Anstrengungen im interreligiösen Dialog. Goldschmidt ist unter anderem Gründungsvorsitzender des Muslim-Jewish Leadership Council. mth

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„Wachsendes Unbehagen“

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03.05.2024

Der interreligiöse Dialog, insbesondere der zwischen Juden und Muslimen, ist nicht mehr das, was er vor dem 7. Oktober 2023 war. Ein »wachsendes Unbehagen« stellt Gady Gronich, Geschäftsführer der in München ansässigen Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), fest.

Man spüre, dass sich die Verantwortlichen auf allen Seiten auf Distanz zueinander gegangen seien. Gleichzeitig wachse die Intoleranz und das Unverständnis über die andere Seite, so Gronich beim sechsten Weltforum für interkulturellen Dialog in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans.

An dieser Konferenz nahmen prominente Persönlichkeiten aus vielen Lebensbereichen teil, um der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften neue Impulse zu geben. Gronich zeigte sich besorgt, dass es weltweit nur sehr wenige Orte gebe, an denen Juden ihre Glaubenszugehörigkeit ohne Angst in der Öffentlichkeit zeigen könnten, beispielsweise mit einer Kippa auf dem Haupt. Er nannte in diesem Zusammenhang auch Baku.

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