Vahid Salemi/AP

Trauer um Sejed-Rasi Musawi am Donnerstag in Teheran

Tausende Iraner haben am Donnerstag in Teheran an einer Trauerfeier für Sejed-Rasi Musawi, einen Brigadegeneral des Korps der Islamischen Revolutionsgarden – englisch abgekürzt IRGC – teilgenommen. Seine eigentliche Beisetzung, die zum Anlass einer Großdemonstration mit mehreren zehntausend oder auch mehr als hunderttausend Teilnehmern werden könnte, steht offenbar noch bevor. Musawi war am Montag zusammen mit zwei weiteren Angehörigen des IRGC bei einem israelischen Luftangriff in einem Vorort von Damaskus getötet worden. Er hielt sich dort auf Einladung der syrischen Regierung in beratender Funktion auf, heißt es ohne nähere Angaben aus Teheran. Er gehörte wohl zu den Iranern, die Syrien seit 2011 beim Kampf gegen bewaffnete islamistisch-fundamentalistische Organisationen unterstützen.

Ein militärisches Motiv, Musawi gezielt zu töten, hatte Israel nicht. An diesem Teil der »Nordfront« herrscht, was die syrische Seite angeht, seit Jahren absolute Ruhe. Auch nach Beginn des Krieges gegen die Bevölkerung des Gazastreifens gab es aus Syrien keine Angriffe auf israelisches Gebiet. Daraus ergibt sich eine eindeutige Schlussfolgerung: Die Ermordung Musawis war eine bewusste Provokation, die auf die geographische Ausweitung des Krieges zielt. Es wäre erstaunlich, wenn die Verantwortlichen diese Absicht nicht auch erreichen würden.

Verteidigungsminister Joaw Gallant hielt am Dienstag eine aufschlussreiche Rede vor dem Knesset-Ausschuss für Verteidigung und Außenpolitik. Dabei betonte er, dass Israel sich in einem »Vielfrontenkrieg« befinde, und nannte Gaza, Libanon, Syrien, die besetzte Westbank (nach israelischer, historisch falscher Sprachregelung »Judäa und Samaria«), Irak, Jemen und Iran. An sechs dieser sieben Fronten habe Israel »schon geantwortet«. »Jeder, der gegen uns handelt«, sei »ein legitimes Ziel« und werde »bestraft«. Weiter: »Ob es Monate oder ob es Jahre dauert – diese Angelegenheit muss zu Ende gebracht werden.«

Das muss als Absichtserklärung Wort für Wort ernst genommen werden. Aber ob es auch realistisch ist, steht auf einem anderen Blatt. Schon am 21. November berichtete die Times of Israel, dass der Krieg das Land jeden Tag 250 Millionen Euro kostet. Am 26. Dezember schätzte das israelische Finanzministerium die Kriegsausgaben im kommenden Jahr auf 12,5 Milliarden Euro. Darin enthalten sind die Kosten für Unterbringung und Ernährung von mindestens 200.000 Israelis, die aus Orten in der Nähe der libanesischen Grenze zwangsevakuiert wurden, ebenso wie Finanzhilfen für die Familien der rund 300.000 einberufenen Reservisten. Die Einbußen der Wirtschaft aufgrund der fehlenden Arbeitskräfte sind dabei nicht berücksichtigt.

Das jahrelang? Und zusätzlich auch noch Krieg gegen Iran? Es wäre verrückt. Aber die Geduld der israelischen Bevölkerung hat hoffentlich eine Grenze.

QOSHE - Mit voller Absicht - Knut Mellenthin
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Mit voller Absicht

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28.12.2023

Vahid Salemi/AP

Trauer um Sejed-Rasi Musawi am Donnerstag in Teheran

Tausende Iraner haben am Donnerstag in Teheran an einer Trauerfeier für Sejed-Rasi Musawi, einen Brigadegeneral des Korps der Islamischen Revolutionsgarden – englisch abgekürzt IRGC – teilgenommen. Seine eigentliche Beisetzung, die zum Anlass einer Großdemonstration mit mehreren zehntausend oder auch mehr als hunderttausend Teilnehmern werden könnte, steht offenbar noch bevor. Musawi war am Montag zusammen mit zwei weiteren Angehörigen des IRGC bei einem israelischen Luftangriff in einem Vorort von Damaskus getötet worden. Er hielt sich dort auf Einladung der syrischen Regierung in beratender Funktion auf, heißt es ohne nähere Angaben aus........

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