Obligatorium für Solarüberdachungen von Parkplätzen: Anders als in Bundesbern stösst diese Forderung auf breite Unterstützung. Nicht nur alle Luzerner Kantonsratsparteien ausser die SVP bieten Sukkurs für den SP-Vorstoss, sondern auch der Regierungsrat. Für die wichtige Energieeffizienz macht eine solche Doppelnutzung in der Tat Sinn – allerdings darf man dabei die verkehrspolitische Entwicklung nicht ausblenden.

Wenn schon Solaroffensive, dann richtig. Dies scheint das Motto des Luzerner Regierungsrates zu sein, der eine Forderung aus dem Parlament unterstützt, wonach bestehende und neue Parkplätze obligatorisch mit Solarüberdachungen bestückt werden sollen. Der SP-Vorstoss für solche Solarcarports ist – anders als bei den eidgenössischen Räten – breit abgestützt. Auch Vertreter aus Mitte, FDP, Grünen und GLP haben ihn unterzeichnet.

Das Potenzial ist beachtlich: In der Schweiz gibt es 64 Quadratkilometer oder 5 Millionen Parkplätze. Grob gerechnet erzeugt ein mit Solarmodulen überdachter Parkplatz pro Jahr so viel Strom wie ein E-Mobil in der gleichen Zeit braucht. Effizient sind indes primär grosse Parkflächen. Eine Anlage steht etwa seit 2019 auf dem Schindler-Areal in Ebikon.

Solarcarports bieten einen sinnvollen Doppelnutzen. Gerade weil die Elektromobilität so stark wächst, macht es Sinn, dieses Potenzial stärker als bisher zu nutzen. Richtig also, dass Luzern hier vorangehen und das ernsthaft prüfen will. Allerdings ist gegenüber einer Solarpflicht, wenn auch nur ab einer bestimmten Parkinggrösse, Skepsis angebracht. Denn wie es im Bericht von 2022 der Bundesplattform Energie Schweiz heisst, ist die Rentabilität nicht per se gegeben. Das könnte sich mit der steigenden Zahl an E-Autos indes auch ändern.

Die Vorteile nebst Doppelnutzung: Witterungsschutz und direkter Einbau von Ladestationen. Aufgrund der Aufbauten nachteilig sind der Verlust einzelner Stellplätze, erschwerte Schneeräumung und eingeschränkte Manövrierfreiheit.

Man darf aber auch diese Realitäten nicht ausblenden: Die Zahl der Parkplätze sinkt sukzessive. Sie werden eliminiert oder oberirdisch gar nicht mehr gebaut, wie etwa bei der Riesenverwaltung am Seetalplatz. In der Stadt Luzern sinkt zwar die Fahrzeugdichte pro Haushalt, kantonsweit steigt hingegen die Zahl der Autos stetig an – linear zur Bevölkerungsentwicklung. Konterkariert eine dirigistische Verkehrsplanung also die Massnahmen zur energiepolitischen Nachhaltigkeit? Die Diskussion um ungenutztes Stromgewinnungspotenzial auf Parkfeldern enthält zumindest eine klar widersprüchliche Note.

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Solarparkings sind sinnvoll – der Luzerner Plan steht aber auch im Widerspruch zur Verkehrsrealität

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25.11.2023

Obligatorium für Solarüberdachungen von Parkplätzen: Anders als in Bundesbern stösst diese Forderung auf breite Unterstützung. Nicht nur alle Luzerner Kantonsratsparteien ausser die SVP bieten Sukkurs für den SP-Vorstoss, sondern auch der Regierungsrat. Für die wichtige Energieeffizienz macht eine solche Doppelnutzung in der Tat Sinn – allerdings darf man dabei die verkehrspolitische Entwicklung nicht ausblenden.

Wenn schon Solaroffensive, dann richtig. Dies scheint das Motto des Luzerner Regierungsrates zu sein, der eine Forderung aus dem Parlament unterstützt, wonach bestehende und neue Parkplätze obligatorisch mit Solarüberdachungen bestückt........

© Luzerner Zeitung


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