Essen In vielen Branchen stehen Tarifverhandlungen an. Die Arbeitskämpfe bei der Bahn, im Nahverkehr und an Flughäfen könnten erst der Anfang sein.
Donnerstag blieben Flieger am Boden, Freitag Busse und Bahnen im Depot. In NRW und der Bundesrepublik reiht sich in diesen Tagen Streik an Streik. Die Leidtragenden sind die Schülerinnen und Schüler, die eigentlich mit dem Bus zur Schule müssten, Bürgerinnen und Bürger, die verspätet in den Urlaub starteten, und Patientinnen und Patienten, deren Behandlungen in den Unikliniken womöglich aufgeschoben werden mussten. Und das ist erst der Anfang.
Das Jahr ist noch jung und bis Dezember laufen für knapp zwölf Millionen Beschäftigte Tarifverträge aus – allein bei den im Deutschen Gewerkschaftsbund DGB organisierten Arbeitnehmervertretungen.
Im Handel wird schon seit mehreren Monaten verhandelt, im Bauhauptgewerbe enden im Frühjahr die Tarifverträge für rund 731.000 Beschäftigte, ebenso für die 700.000 Menschen in der für viele immer wichtiger gewordenen Leiharbeitsbranche. Danach geht es um die Tarifverträge der chemischen Industrie und der mit 3,6 Millionen Beschäftigten und stark gewerkschaftlich organisierten Metall- und Elektroindustrie. Und Ende des Jahres laufen die Tarifverträge für den Öffentlichen Dienst bei Bund und Gemeinden aus. Und dann ist da noch die Gewerkschaft der Lokomotivführer, bei der man zunächst nur weiß, dass bis zum 3. März keine weiteren Streiks drohen.
Einige dieser Tarifverhandlungen werden nur eine Randnotiz sein, weil sich die Tarifparteien entweder zügig einigen oder weil der Arbeitskampf nicht unmittelbar die Bürgerinnen und Bürger trifft. Andere Verhandlungen werden durch öffentlichkeitswirksame Streiks deutlich zu spüren sein, wenn sich Gewerkschaften und Arbeitgeber nicht schnell einigen.
Es könnten konfliktreiche Tarifverhandlungen werden. Die Gewerkschaften haben angesichts des Fachkräftemangels und des Mitgliederzulaufs in vielen Branchen gute Verhandlungspositionen. Auf der anderen Seite stehen die Unternehmen durch eben diesen Arbeitermangel und der teils angespannten wirtschaftlichen Lage unter Druck. Und die Inflationsprämie, die in den jüngsten Verhandlungen einen Beitrag zur Entspannung bot, ist zumeist ausgeschöpft. Das Streikjahr 2024 hat gerade erst begonnen.
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