Essen. In Zeiten „alternativer Medien“ kämpfen Journalisten um Glaubwürdigkeit. Damit das gelingt, darf nicht nur Beklagenswertes im Mittelpunkt stehen.

Welchen Wert hat die Pressefreiheit, wenn ein Teil der Bürger der Presse nicht mehr traut und „alternative Medien“ bevorzugt? Was bedeutet es, wenn Leute das Gefühl haben, dass „die Medien“ nicht richtig über ihre Sorgen und Ängste berichten?

Auch unsere Redaktion erreichen Mails oder Briefe, in denen geäußert wird, dass alle Politiker korrupt und verlogen seien, dass unser Land am Rande des Abgrunds stehe, dass es zu viele Ausländer und Kriminelle gebe und dass „das System“ ersetzt werden müsse.

Und weil wir als Redaktion eben das alles nicht so wiedergeben, sei doch der Beweis erbracht, dass wir mit „denen da oben“ unter einer Decke steckten. Diese irre Logik macht fassungslos.

Immerhin bleibt am heutigen „Tag der Pressefreiheit“ festzuhalten, dass die meisten Deutschen die seriösen Medien weiter für vertrauenswürdig halten und die Arbeit von Journalisten schätzten.

Dennoch darf sich keine Redaktion darauf ausruhen. Denn das höchste Gut der Medien, nämlich die Glaubwürdigkeit, muss jeden Tag neu erarbeitet werden. Und das funktioniert nur mit stets kritischer Berichterstattung. Ganz egal, ob es um die Recherchen in der Gemeinde und Stadt, im Land oder darüber hinaus geht. Journalisten müssen immer Distanz zu den Geschehnissen und ihren oft einflussreichen Akteuren halten. Nur dann wirken sie glaubwürdig und unabhängig.

Und: Sie müssen gut zuhören, was die Menschen auf der Arbeit, in der Familie oder Freizeit umtreibt. Da gibt es natürlich viel Beklagenswertes zu erzählen, aber eben auch eine ganze Menge Positives und Aufbauendes. Leider kommt letzteres oft viel zu kurz, obwohl das Konstruktive doch so wichtig ist.

In den „alternativen Medien“ wird das Gute und Verbindende übrigens komplett ausgeblendet. Denn sie wollen ja darstellen, dass alles den Bach runtergeht.

Schließlich müssen Medien immer wieder erklären, wie unser Gemeinwesen funktioniert, wie Menschen mitgestalten oder verändern können. Das alles gehört nämlich zu einem funktionierenden Gemeinwesen. Und darum gehören Pressefreiheit und Demokratie zusammen. Das eine gelingt nicht ohne das andere.

QOSHE - Tag der Pressefreiheit: Auch Positives muss berichtet werden - Manfred Lachniet
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Tag der Pressefreiheit: Auch Positives muss berichtet werden

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02.05.2024

Essen. In Zeiten „alternativer Medien“ kämpfen Journalisten um Glaubwürdigkeit. Damit das gelingt, darf nicht nur Beklagenswertes im Mittelpunkt stehen.

Welchen Wert hat die Pressefreiheit, wenn ein Teil der Bürger der Presse nicht mehr traut und „alternative Medien“ bevorzugt? Was bedeutet es, wenn Leute das Gefühl haben, dass „die Medien“ nicht richtig über ihre Sorgen und Ängste berichten?

Auch unsere Redaktion erreichen Mails oder Briefe, in denen geäußert wird, dass alle Politiker korrupt und verlogen seien, dass unser Land am Rande des Abgrunds........

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