Ein eingebürgerter 15-jähriger Schweizer hat einen orthodoxen Juden lebensgefährlich verletzt. Die Vorstellung ist unerträglich, dass er mit einer milden Strafe davonkommt.

Nicht in einer Banlieue von Paris oder Brüssel, sondern mitten in Zürich ist ein 50-jähriger Jude durch einen Messerangriff lebensgefährlich verletzt worden. Aus einem einzigen Grund: Weil er so gekleidet war, wie sich orthodoxe Juden eben kleiden.

Es ist ein widerwärtiges Verbrechen, wie es wohl viele auf Schweizer Boden nicht für möglich gehalten hätten. Effektiv aber war es nur eine Frage der Zeit, bis es so weit kommen musste: Verbale und körperliche Angriffe auf jüdische Menschen haben seit dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 massiv zugenommen. Doch man schaute weg, nahm nicht ernst, wenn Juden sagten, sie fühlten sich in der Schweiz nicht mehr sicher. Was ist schon ein Spruch oder wenn mal jemand vor die Füsse spuckt!

Der Mordversuch in Zürich zeigt, wohin es führt, wenn dem Antisemitismus nur ein Spalt weit die Tür geöffnet wird. Die Tat muss ein Wendepunkt sein: Vom Lokalpolitiker bis zur Bundespräsidentin müssen alle staatlichen Ebenen die Bekämpfung des Judenhasses zur Priorität erklären.

Die Justiz sollte hart durchgreifen. Der mutmassliche Täter ist 15-jährig, eingebürgerter Schweizer mit tunesischen Wurzeln. Die Vorstellung ist unerträglich, dass er als Minderjähriger mit milder Strafe davonkommt. Das Jugendstrafrecht muss auf den Prüfstand kommen. Ebenso braucht es eine Untersuchung darüber, was im Fall Zürich bei Immigration, Integration und Einbürgerung schief lief. Es darf bei uns nicht zu Pariser oder Brüsseler Verhältnissen kommen.

QOSHE - Aufwachen im Kampf gegen den Antisemitismus: Der Mordversuch von Zürich muss ein Wendepunkt sein - Patrik Müller
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Aufwachen im Kampf gegen den Antisemitismus: Der Mordversuch von Zürich muss ein Wendepunkt sein

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04.03.2024

Ein eingebürgerter 15-jähriger Schweizer hat einen orthodoxen Juden lebensgefährlich verletzt. Die Vorstellung ist unerträglich, dass er mit einer milden Strafe davonkommt.

Nicht in einer Banlieue von Paris oder Brüssel, sondern mitten in Zürich ist ein 50-jähriger Jude durch einen Messerangriff lebensgefährlich verletzt worden. Aus einem einzigen Grund: Weil er so gekleidet war, wie sich orthodoxe........

© Oltner Tagblatt


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