Um es zu einem halbwegs brauchbaren Satiriker zu bringen - sich also zumindest auf dem Witzniveau von Udo Landbauer oder wenigstens knapp darunter einzupendeln -, muss man verschiedenste Voraussetzungen mitbringen. Eine davon ist mit Sicherheit ein nachgerade grenzenloser Optimismus, denn nur, wer schon mit einem eingeschweißten Mona-Lisa-Lächeln auf den Lippen aufwacht und den eben angebrochenen Tag sofort umarmt, bevor sich der noch wehren kann, findet die richtigen Worte zur erbaulichen Unterhaltung seiner latent depressiven Mitbürger. Selbst die an sich notorisch gallige Aphorismen-Schleuder Mark Twain befand, es sei besser, ein Optimist zu sein, der sich manchmal irre, als ein Pessimist, der immer recht habe. Und wenn sogar der das sagt.

Sich in Zeiten wie den unsrigen den Optimismus zu bewahren, ist ja in Wirklichkeit total einfach. Man sucht die nächstgelegene Düne seines Vertrauens auf, gräbt sich dort ein komfortables Loch zur zumindest vorübergehenden, wenn nicht überhaupt gleich Endlagerung seines Kopfes-und flugs geht einem alles, was außerhalb dieser eigenen drei Wände passiert, buchstäblich am Arsch vorbei.

Man kann aber auch den diversen Um- und Zusammenbrüchen, auf die wir zusteuern oder in denen wir schon mittendrin sind, in anderer Form begegnen, und zwar durch fröhliche Anpassung. Selbige passiert auf unserem Planeten ja ohnehin unaufhörlich seit Anbeginn der Zeit, also warum sollte ausgerechnet das Viech an der Spitze der globalen Nahrungskette das nicht hinkriegen? Der Einwand, dass die Evolution ein paar Milliarden Jährchen gebraucht hat, um so etwas durch und durch Perfektes wie uns hervorzubringen, und jetzt doch etwas schneller arbeiten müsste, damit wir etwa die Temperaturen aushalten, die in 50 Jahren herrschen werden, wenn wir so weitermachen, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Allerdings bin ich felsenfest überzeugt, dass dieses Problem gelöst wird und unsere Ururenkel schon mit Klimaanlagen auf dem Kopf geboren werden. Die Natur ist da wahnsinnig erfinderisch, das wird schon. Und Hammerhaie schauen schließlich auch komisch aus.

Was diverse andere Probleme betrifft, deren mögliche Eskalation noch unmittelbarer bevorsteht, kann hierorts auch Entwarnung gegeben werden. Nach optimismusdurchtränkter Durchsicht aller Fakten kann man eigentlich zu keinem anderen Schluss kommen, als dass Wladimir Putin demnächst vor die Weltöffentlichkeit treten und erklären wird, der Krieg in der Ukraine sei mit sofortiger Wirkung beendet. Weil es nämlich gar nicht er gewesen sei, der ihn begonnen habe - sondern einer seiner übereifrigen Doppelgänger, der besonders scharf auf ein Mitarbeitsplus gewesen sei. Leider habe es eine Zeit lang gedauert, bis er draufgekommen sei, was der Kerl angerichtet habe, weil in dem Bunker, in dem er 38 Stockwerke tief in der Erde vergraben lebt, um der Ansteckung mit Viren, Vernunft oder auch Homosexualität zu entgehen, das WLAN ganz schlecht funktioniere und er sohin keine Nachrichten empfangen konnte. Selbstverständlich übernehme er aber die Verantwortung für diesen kleinen Lapsus und trete zurück, um sich fortan in seiner bescheidenen 1000-Zimmer-Datscha am Schwarzen Meer der Seidenstickerei zu widmen.

Donald Trump wiederum mag zwar über die heutzutage bei der zumindest relativen Mehrheit fast schon jedweden Wahlvolks am meisten geschätzten Eigenschaften bei Kandidaten für höchste Ämter - also dauergeifernde Bösartigkeit und stolz zur Schau getragene Debilität - verfügen, verliert aber dennoch die Wahl gegen den anderen Opa, weil sich der Rust Belt von ihm abwendet, nachdem ihn ein Paparazzo beim Lesen eines Buchs erwischt hat. Anschließend geht er endlich dorthin, wo er in einem wirklich zivilisierten Land schon längst sein müsste: ins Gefängnis. In San Quentin wird er aber geläutert, steigt schnell zum Leiter der dortigen, gut sortierten Bibliothek auf, und es wird ihm besonders gute Führung bescheinigt, da er die Steuererklärungen aller Wachbeamten keineswegs zu deren Nachteil fälscht. Also wird er bald auf Bewährung entlassen, meidet aber die Öffentlichkeit und lebt fortan unerkannt in einem Orangenhain in Florida.

Des Weiteren wird es der Sektion "Moralischer Imperativ" der eher jüngeren oder zumindest berufsjugendlichen Linken demnächst wie Schuppen von den Augen fallen, dass sie mit ihrem woken Tribalismus, Open-Border-Luftschlössern und neuerdings ihrem viertelgebildeten Antikolonialismus-Gekreische ausschließlich den Rechten in die Hände spielt, weil diese erbärmliche Vorstellung schon längst auch an sich Wohlmeinende verprellt. Genau deshalb wird auch Herbert Kickl die Wahl verlieren und Andi Babler Bundeskanzler werden, was den sofortigen Austausch des Donauwassers gegen Milch und Honig zur Folge hat und ganz Österreich zu einer großen Semperit-Familie werden lässt. Jawohl.

Es ist nun natürlich nicht gänzlich auszuschließen, dass Sie rund um den Jahreswechsel auch andere Prognosen vernehmen werden, denen es am gebotenen Optimismus mangelt und die deshalb zu etwas anderen Ergebnissen kommen. Aber, Hand aufs Herz: Wer soll denn so was glauben?

QOSHE - Alles bleibt besser - Rainer Nikowitz
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Alles bleibt besser

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22.12.2023

Um es zu einem halbwegs brauchbaren Satiriker zu bringen - sich also zumindest auf dem Witzniveau von Udo Landbauer oder wenigstens knapp darunter einzupendeln -, muss man verschiedenste Voraussetzungen mitbringen. Eine davon ist mit Sicherheit ein nachgerade grenzenloser Optimismus, denn nur, wer schon mit einem eingeschweißten Mona-Lisa-Lächeln auf den Lippen aufwacht und den eben angebrochenen Tag sofort umarmt, bevor sich der noch wehren kann, findet die richtigen Worte zur erbaulichen Unterhaltung seiner latent depressiven Mitbürger. Selbst die an sich notorisch gallige Aphorismen-Schleuder Mark Twain befand, es sei besser, ein Optimist zu sein, der sich manchmal irre, als ein Pessimist, der immer recht habe. Und wenn sogar der das sagt.

Sich in Zeiten wie den unsrigen den Optimismus zu bewahren, ist ja in Wirklichkeit total einfach. Man sucht die nächstgelegene Düne seines Vertrauens auf, gräbt sich dort ein komfortables Loch zur zumindest vorübergehenden, wenn nicht überhaupt gleich Endlagerung seines Kopfes-und flugs geht einem alles, was außerhalb dieser eigenen drei Wände passiert, buchstäblich am Arsch vorbei.

Man kann aber auch den diversen Um- und Zusammenbrüchen, auf die wir zusteuern oder in denen wir schon mittendrin sind, in anderer........

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