Xi: Ich finde es so schön, dass Sie ausgerechnet San Francisco als Ort für unser Treffen gewählt haben, lieber Freund!

Biden: Es ist nun einmal unsere Perle. Unser Tor zum Pazifik.

Xi: Sie nennen es Tor, wir bevorzugen das Wort „Flanke“. Aber egal – Hauptsache offen!

Biden: Das klingt irgendwie eigen, wenn Sie das sagen … Aber es stimmt so nicht, das kann ich Ihnen versichern.

Xi: So? Da sagen meine Luftballons aber etwas ganz anderes … Wie auch immer: Wussten Sie, dass ich als junger Mann vor fast 40 Jahren schon einmal hier in San Francisco gewesen bin?

Biden: Viel wichtiger ist die Frage: Wusste es die CIA?

Xi: Ich bin vor der Golden Gate Bridge gestanden und habe mir gedacht: Schöne Farbe! Passt hervorragend zu unserer Fahne. Wer weiß, wann sie hier wehen wird … Und siehe da: Heute ist es so weit! Der Anfang ist gemacht.

Biden: Gewöhnen Sie sich bloß nicht daran, lieber Freund. So ist das eben bei Staatsbesuchen. Sie wissen genauso gut wie ich: Kaum sind Sie im Flieger, liegt der rote Fetzen auch schon im Müll.

Xi: Ihr im Westen denkt eben nur in Jahrzehnten. Und Ihr persönlicher Erlebnishorizont, lieber Freund, liegt vermutlich sogar noch darunter.

Biden: Ihre Offenheit ist erfrischend. Erinnert mich fast an eine Talkshow von Jerry Springer.

Xi: Aber wir in China, wir denken in Jahrhunderten. Und seien wir uns ehrlich: Sie hatten gerade Ihres. Jetzt ist die Party vorbei. Vor allem die, die sie vor unserer Haustür feiern.

Biden: Nun, das sehen unsere Freunde in Taiwan deutlich anders. Aber ich versichere Ihnen: Die USA sind entschlossen, den Frieden in der Region zu wahren.

Xi: Dazu zwei Dinge. Erstens: Das Wort „Taiwan“ gibt es gar nicht. Man sollte Ihnen den Mund mit Seife auswaschen. Lieber. Freund.

Biden: Das hätten Sie wohl gern. Aber ich muss Sie enttäuschen. Zu Ihrem Pech bin ich leider kein Uigure.

Xi: Wenn Sie einer wären – dann wäre es auch keine Seife!

Biden: Charmant! Da kann ich es ja kaum erwarten, den zweiten Teil Ihrer Antwort zu hören.

Xi: Gerne. Sehen Sie, Frieden ist ja schön und gut, lieber Freund – aber irgendwann müssen wir zu einer umfassenderen Lösung übergehen.

Biden: Äh … Was?

Xi: Himmel, jetzt stellen Sie sich nicht älter, als Sie sind! Man muss den Frieden eben etwas … erweitern. An die modernen Zeiten anpassen.

Biden: Ich wüsste nicht, was man an einem schlichten altmodischen Frieden verbessern könnte. Außer vielleicht, dass wir jetzt die Kommunikationskanäle zwischen unseren Armeen wieder öffnen. Damit nichts passiert.

Xi: Das können wir gerne machen. Dann sagen wir es Ihnen eben auch am Telefon, wenn wir den Frieden in unseren … östlichen Inselgebieten gerade so richtig erweitern. Wie wir ihn für richtig halten!

Biden: Und Sie können sicher sein, dass Sie eine passende Antwort darauf hören werden!

Xi: Sie werden natürlich immer die Zeit und den Kopf dafür haben, diese Antwort pointiert zu formulieren. Egal, ob Sie gerade in Kiew sind … oder in Tel Aviv … oder … Nun, wäre sonst noch etwas? Ich müsste dann nämlich zur Cable Car. Ein Foto für meinen Insta-Account machen, Sie wissen ja, wie das ist.

Biden: Insta? Sind Sie nicht auf TikTok?

Xi: Bin ich bescheuert?

Biden: Wir müssen vorher auch noch über Fentanyl reden. Eure Firmen produzieren den Dreck und überschwemmen mein Land damit. Das muss aufhören!

Xi: Aber wer zwingt denn die amerikanische Bevölkerung, so viel davon zu nehmen? Was müssen diese armen Leute bloß für ein furchtbares Leben in dieser Demokratie führen, dass Sie sich das freiwillig antun?

Biden: Sie wollen also weiterhin Drogengeld kassieren und meine Leute süchtig machen, sehe ich das richtig?

Xi: Klingt irgendwie nach Win-win, oder nicht?

Biden: Durchaus. Die Gegenleistung wäre nur leider, dass die einzigen Chips, die Sie aus den USA bekommen, weiterhin ausschließlich aus Kartoffeln sein werden.

Xi: Was für ein unfreundlicher, imperialistischer Akt! Aber gut, wir kümmern uns um diese Tabletten. Sie brauchen ja schließlich irgendwas, das Sie zu Hause als Erfolg verkaufen können. Damit ich nicht bald wieder mit diesem verrückten Trump verhandeln muss.

Biden: Jetzt tun Sie bloß nicht so. Ihr Freund Putin kann es kaum erwarten, ihn endlich zurückzubekommen.

Xi: Er muss mir ja nicht in allem gehorchen. Noch nicht.

Biden: Gut, dass wir geredet haben!

Xi: Whatever.

QOSHE - Biden und Xi: Supermen - Rainer Nikowitz
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Biden und Xi: Supermen

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23.11.2023

Xi: Ich finde es so schön, dass Sie ausgerechnet San Francisco als Ort für unser Treffen gewählt haben, lieber Freund!

Biden: Es ist nun einmal unsere Perle. Unser Tor zum Pazifik.

Xi: Sie nennen es Tor, wir bevorzugen das Wort „Flanke“. Aber egal – Hauptsache offen!

Biden: Das klingt irgendwie eigen, wenn Sie das sagen … Aber es stimmt so nicht, das kann ich Ihnen versichern.

Xi: So? Da sagen meine Luftballons aber etwas ganz anderes … Wie auch immer: Wussten Sie, dass ich als junger Mann vor fast 40 Jahren schon einmal hier in San Francisco gewesen bin?

Biden: Viel wichtiger ist die Frage: Wusste es die CIA?

Xi: Ich bin vor der Golden Gate Bridge gestanden und habe mir gedacht: Schöne Farbe! Passt hervorragend zu unserer Fahne. Wer weiß, wann sie hier wehen wird … Und siehe da: Heute ist es so weit! Der Anfang ist gemacht.

Biden: Gewöhnen Sie sich bloß nicht daran, lieber Freund. So ist das eben bei Staatsbesuchen. Sie wissen genauso gut wie ich: Kaum sind Sie im Flieger, liegt der rote Fetzen auch schon im Müll.

Xi: Ihr im Westen denkt eben nur in........

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