Artikel vom 25.02.2024

Nikki Haley konnte auch in ihrem Heimatstaat nicht gewinnen. Sie will aber im Rennen bleiben - und gründete ihre Hoffnungen auf zwei Punkte

Und wieder präsentierte sich Donald Trump (77) als der längst nicht mehr heimliche Herrscher der republikanischen Wählerschaft: Am Wochenende fuhr er auch in South Carolina, dort also, wo seine letzte Widersacherin Nikki Haley (52) ihren Heimvorteil ausspielen wollte, einen deutlichen Sieg in den republikanischen Primaries ein. Ungefähr 60 Prozent votierten für den Ex-Präsiidenten, rund 40 Prozent für die frühere Gouverneurin dieses Bundesstaates und spätere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen.

Damit gewann Trump, der sich durch Anklagen und inzwischen auch erste (noch nicht rechtskräftige) Urteile in mehreren Gerichtsverfahren und inzwischen auch (noch nicht rechtskräftige) Urteile nicht zu beeindrucken lassen scheint, 44 weitere Delegierte hinzu. Er kommt nun auf 103 der insgesamt 2429 benötigten Wahlleute. Das ist formal ein weiter Weg - aber Nikki Haley konnte bislang erst 18 Delegierte einfahren, und dass in ihrem eigenen Bundesstaat keiner hinzugekommen ist, wird sie schmerzen.

Trumps Siegesserie wirkt bestechend: Bei den ersten parteiinternen Vorwahlen am 15. Januar in Iowa kam er auf 51 Prozent, mehr also als seine Verfolger Haley (19,1 Prozent) und der damals zweitplatzierte Ron DeSantis (21,2 Prozent) zusammen. DeSantis, der Gouverneur von Florida, stieg anschließend gleichwohl aus dem Rennen aus.

Eine Woche später in New Hamspihre entschied Trump den faktischen Zweikampf mit Haley mit 54,3 Prozent zu 43,2 Prozent noch deutlicher für sich. In Nevada trat Haley gar nicht erst an, so dass der finanziell zuletzt arg gerupfte Milliardär 99,1 Prozent und 26 Delegierte weitgehend kampflos gewann. Auf den Virgin Islands ging das Rennen mit 74,2 Prozent zu 25,8 Prozent zugunsten von Trump aus.

Im Vorfeld der aktuellen Wahl in South Carolina hatte die indischstämmige Kandidatin gleichwohl angekündigt, auch im Fall einer Niederlage zumindest bis zum 4. März, dem "Super Tuesday" mit im Rennen bleiben zu wollen. Ob sie das ernst gemeint hat, vor allem aber, ob ihre finanzkräftigen Spender bei Laune bleiben, werden die nächsten Tage zeigen. Am Spuer-Dienstag finden die republikanischen Vorwahlen statt in 16 Bundesstaaten, darunter Kalifornien (mit 169 Wahlleuten), Texas (162 Wahlleute) und North Carolina (75 Wahlleute).

Trumps Siegesserie wirkt bestechend: Bei den ersten parteiinternen Vorwahlen am 15. Januar in Iowa kam er auf 51 Prozent, mehr also als seine Verfolger Haley (19,1 Prozent) und der damals zweitplatzierte Ron DeSantis (21,2 Prozent) zusammen. DeSantis, der Gouverneur von Florida, stieg anschließend gleichwohl aus dem Rennen aus – und verabschiedete sich mit einem gefälschten Winston-Churchill-Zitat.

Eine Woche später in New Hamspihre entschied Trump den faktischen Zweikampf mit Haley mit 54,3 Prozent zu 43,2 Prozent noch deutlicher für sich. In Nevada trat Haley gar nicht erst an, so dass der finanziell zuletzt arg gerupfte Milliardär 99,1 Prozent und 26 Delegierte weitgehend kampflos gewann. Auf den Virgin Islands ging das Rennen mit 74,2 Prozent zu 25,8 Prozent zugunsten von Trump aus.

Im Vorfeld der aktuellen Wahl in South Carolina hatte die Tochter indischer Einwanderer gleichwohl angekündigt, auch im Fall einer Niederlage zumindest bis zum 4. März, dem "Super Tuesday" mit im Rennen bleiben zu wollen. Ob sie das ernst gemeint hat, vor allem aber, ob ihre finanzkräftigen Spender bei Laune bleiben, werden die nächsten Tage zeigen. Am Super-Dienstag finden die republikanischen Vorwahlen statt in 16 Bundesstaaten, darunter Kalifornien (mit 169 Wahlleuten), Texas (162 Wahlleute) und North Carolina (75 Wahlleute).

Warum bleibt Haley im Rennen? Sie investiert alle ihre Hoffnungen in zwei Lichterstreifen am Horizont: Erstens könnte ein finales Gerichtsurteil des Supreme Court zu Trumps Rolle beim Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar 2021 den damaligen Präsidenten von einer erneuten Kandidatur ausschließen. Damit überprüfen die Richter eine entsprechende Entscheidung des Obersten Gerichtshofes von Colorado, die Trump von der Wahl ausschließen möchten. Doch nach einer ersten mündlichen Anhörung am 9. Februar in Washington D.C. gelangten die meisten Beobachter zu dem Eindruck, die obersten Verfassungshüter in der Bundeshauptstadt tendierten nicht dazu, erstmals in der Geschichte der USA einem Präsidentschaftskandidaten die Wahlwürdigkeit abzusprechen. Täten sie dies, würden sie sich auf einen Verfassungszusatz aus dem Jahr 1868 berufen, der damals dazu dienen sollte, Bewerber aus den Reihen der gerade im Bürgerkrieg besiegten konföderierten Südstaaten von Wahllisten ausschließen zu können.

Haleys zweite Hoffnung sind die Umfragen: Wenngleich die republikanischen Wähler Trump eindeutig als Kandidaten vorziehen, kommt es am 5. November bei den Präsidentschaftswahlen im Kern auf die zumeist entscheidenden „Unabhängigen“ an, die sich keiner Partei verpflichtet fühlen, darum auch nicht an Primaries teilnehmen, aber an der Urne in der Abwägung zwischen Biden und dem Gegenkandidaten den Ausschlag geben. Und rechnet man diese Gruppe ein, ist Haley eindeutig die bessere Kandidatin, wie etliche Umfragen belegen. So fragte in einer am 7. Februar veröffentlichten Erhebung die Marquette Law School in Wisconsin die beiden möglichen Konstellationen ab. Danach gäbe es bei „wahrscheinlichen Wählern“ ein faktisches Patt in einer Wahl zwischen Trump (50 Prozent) und Biden (49 Prozent). Haley hingegen hätte einen satten Vorsprung von 15 Punkten gegenüber dem aktuellen Präsidenten: Sie käme auf 57 Prozent, Biden nur auf 42 Prozent.

Tatsächlich fuhr Biden ja schon 2020 US-weit rund 7,5 Millionen Stimmen mehr als Biden ein, der zwar seitdem versucht, das Märchen von einer knappen und am Ende "gestohlenen" Wahl zu verbreiten, aber in Wirklichkeit eine sehr deutliche Niederlage einstecken musste. Damals, so die Rechnung im Umfeld von Haley, hielten sich viele moderate Republikaner, denen Trumps Prahlsucht, seine Lügen, seine derben Sprüche über Frauen, seine Flirts mit Diktatoren wie Wladimir Putin in Russland oder gar Kim Jong Un in Nordkorea ganz und gar nicht behagte, die Nase zu und machten ihr Kreuz gleichwohl beim Kandidaten ihrer Partei. Nach Trumps ständigen Lügen über die gefälschten Wahlergebnisse und dem drittweltlichen Sturm auf das Kapitol dürfte aber ein beträchtlicher Teil dieser republikanischen Klientel zu Hause bleiben, weil man nicht für jemanden votieren möchte, der im Rahmen seiner aktuellen Kampagne die Zweifel bestärkt, dass er sich an demokratische Spielregeln halten wird.

Nikki Haleys Schlussfolgerung und Botschaft daraus an die republikanischen Wähler ist diese: Nominiert entweder den Kandidaten eurer Herzen, Donald Trump, damit ihr mit ihm erneut eine krachende Niederlage gegen Joe Biden erleben werdet – oder wählt mich, für die eure Begeisterung deutlich geringer ist, weil ich diejenige bin, die das Weiße Haus für die Grand Old Party zurückerobern kann.

Bislang allerdings scheinen diese Argumente die Anhänger der G.O.P. nicht zu überzeugen. Sie setzen mit klarer Mehrheit auf den Mann, der 2020 als Verlierer vom Platz ging und nach Haleys Ansicht auch der designierte Loser für die nächste Präsidentschaftswahl wäre.

QOSHE - Trump-Sieg in South Carolina: Republikaner setzen auf den Loser - Ansgar Graw
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Trump-Sieg in South Carolina: Republikaner setzen auf den Loser

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25.02.2024

Artikel vom 25.02.2024

Nikki Haley konnte auch in ihrem Heimatstaat nicht gewinnen. Sie will aber im Rennen bleiben - und gründete ihre Hoffnungen auf zwei Punkte

Und wieder präsentierte sich Donald Trump (77) als der längst nicht mehr heimliche Herrscher der republikanischen Wählerschaft: Am Wochenende fuhr er auch in South Carolina, dort also, wo seine letzte Widersacherin Nikki Haley (52) ihren Heimvorteil ausspielen wollte, einen deutlichen Sieg in den republikanischen Primaries ein. Ungefähr 60 Prozent votierten für den Ex-Präsiidenten, rund 40 Prozent für die frühere Gouverneurin dieses Bundesstaates und spätere US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen.

Damit gewann Trump, der sich durch Anklagen und inzwischen auch erste (noch nicht rechtskräftige) Urteile in mehreren Gerichtsverfahren und inzwischen auch (noch nicht rechtskräftige) Urteile nicht zu beeindrucken lassen scheint, 44 weitere Delegierte hinzu. Er kommt nun auf 103 der insgesamt 2429 benötigten Wahlleute. Das ist formal ein weiter Weg - aber Nikki Haley konnte bislang erst 18 Delegierte einfahren, und dass in ihrem eigenen Bundesstaat keiner hinzugekommen ist, wird sie schmerzen.

Trumps Siegesserie wirkt bestechend: Bei den ersten parteiinternen Vorwahlen am 15. Januar in Iowa kam er auf 51 Prozent, mehr also als seine Verfolger Haley (19,1 Prozent) und der damals zweitplatzierte Ron DeSantis (21,2 Prozent) zusammen. DeSantis, der Gouverneur von Florida, stieg anschließend gleichwohl aus dem Rennen aus.

Eine Woche später in New Hamspihre entschied Trump den faktischen Zweikampf mit Haley mit 54,3 Prozent zu 43,2 Prozent noch deutlicher für sich. In Nevada trat Haley gar nicht erst an, so dass der finanziell zuletzt arg gerupfte Milliardär 99,1 Prozent und 26 Delegierte weitgehend kampflos gewann. Auf den Virgin Islands ging das........

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