Henry Trefz versucht (vergeblich), seinen Ohnmachtsfrust ein wenig zu zügeln

Die meisten unter uns, die wortwörtlich ganz bei Sinnen sind, würden - wären sie um eine Rangfolge selbiger ersucht - wohl dem Sehen den ersten Platz einräumen.

Doch dies soll eine Kolumne zu Ehren des Geruchssinns werden. Spätestens seit Patrick Süskinds kongenialem Roman „Das Parfüm“ ist uns das Olfaktorische natürlich auch als Begriff nahegekommen. Und damit die Unmöglichkeit für die meisten von uns, sich mit der Nase zu orientieren, wenn es mehr als ein Duft wird. Frühling, Sommer und Herbst machen es uns da mit ihrer Vielfalt oft nicht einfach.

Doch der Winter hat diese besondere Eigenschaft: Geruchliche Klarheit. Wenn die Welt gefroren ist, dann riecht sie viel, viel weniger.

Zumindest dann nicht, wenn menschliche Behausungen fern sind. Denn wo geheizt wird, ist das meist zu riechen. Jedem gelernten DDR-Bürger ist der Qualm eines Braunkohlenbriketts in fester Geruchserinnerung, auch wenn seine Präsenz seit der Wende deutlich zu schwinden begann. Erdgas etwa brennt viel weniger geruchsintensiv. Dass Schornsteine fast nicht mehr qualmen, wurde zur angenehmen Realität.

Diese klare Luft aber hat Folgen: Wenn nun jemand etwas verbrennt, dann stinkt es umso erkennbarer. Wohl auch die Energiekrise hat neuerdings die Hemmschwelle sinken lassen.

Und so kann es passieren, dass man auf dem Heimweg plötzlich üblen Gestank in der Nase hat. Irgendwer verbrennt offenbar Müll. Und er tut es im Schutze der im Winter natürlich häufigen Dunkelheit. Dann fühle ich mich überaus machtlos. Aber in dieser Spalte kann ich ihm ein großes Furunkel auf der Nase wünschen. Damit ihn im Supermarkt jeder erkennen möge. Schöne Woche!

QOSHE - Der Winter, die Nase und eine Erpressung - eine Kolumne aus Saalfeld-Rudolstadt - Henry Trefz
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Der Winter, die Nase und eine Erpressung - eine Kolumne aus Saalfeld-Rudolstadt

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20.01.2024

Henry Trefz versucht (vergeblich), seinen Ohnmachtsfrust ein wenig zu zügeln

Die meisten unter uns, die wortwörtlich ganz bei Sinnen sind, würden - wären sie um eine Rangfolge selbiger ersucht - wohl dem Sehen den ersten Platz einräumen.

Doch dies soll eine Kolumne zu Ehren des Geruchssinns werden. Spätestens seit Patrick Süskinds kongenialem Roman „Das Parfüm“ ist uns das Olfaktorische natürlich auch als Begriff........

© TLZ


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