Es ist ein politisches Erdbeben: Dass Geert Wilders mit großem Abstand die Neuwahlen gewonnen hat, schockiert nicht nur die gemäßigten Kräfte in den Niederlanden. Ausgerechnet der politische Altstar aller Rechtspopulisten, der gerne als niederländischer Trump daherkommt, schafft es, sich als frischer Hoffnungsträger der Nation zu inszenieren.

Dabei ist bekannt, dass Wilders unter dem Deckmantel der Bürgernähe vor allem Hass und Hetze verbreitet. Mit ein bisschen gemäßigter Rhetorik und der Hilfe von Mitte-Parteien wie VVD, die ihn durch Koalitionsoption salonfähig machte, gelang ihm nun trotzdem der Erfolg. Doch die Rolle als geläuterter „Geert Milders“ ist ihm nicht auf den Leib geschrieben.

Wie erruptiv die niederländische Gesellschaft wählt, zeigt der Erfolg immer neuer Protestparteien, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Mehrheit ist seit Langem auf der Suche nach einem Anti-Rutte, der Klartext statt Kompromisse liefert. Das Problem: Auch Wilders muss nun Kompromisse suchen, wenn er wirklich eine tragfähige Koalition schmieden will. Fest steht: Er wird das Momentum mit aller Macht nutzen. Dass diese Wahl in vielerlei Hinsicht ein Warnschuss für das politische Berlin ist, steht dabei außer Frage - und bedarf nicht viel Phantasie.

QOSHE - Warnschuss aus den Niederlanden - Claudia Kramer-Santel
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Warnschuss aus den Niederlanden

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23.11.2023

Es ist ein politisches Erdbeben: Dass Geert Wilders mit großem Abstand die Neuwahlen gewonnen hat, schockiert nicht nur die gemäßigten Kräfte in den Niederlanden. Ausgerechnet der politische Altstar aller Rechtspopulisten, der gerne als niederländischer Trump daherkommt, schafft es, sich als frischer........

© Westfälische Nachrichten


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