Wie kann die Welt Frieden finden? John Lennons Lied „Imagine“ ist ein Ansatzpunkt - und ein Blick ins Münster von 1648.

Nachdem der „Beatle“ John Lennon im Dezember vor 43 Jahren in New York erschossen wurde, legte seine Witwe Yoko Ono im benachbarten Central Park ein kleines Areal an, in dessen Mitte ein Mosaik mit dem Wort „Imagine“ liegt. „Stell dir vor“ heißt das übersetzt, und John Lennon meinte damit auch eine Welt ohne Krieg. Man solle sich das bitte doch einmal vorstellen, heißt es in dem Song, dass alle Menschen in Frieden miteinander leben. Undenkbar?

Immerzu versammeln sich Menschen aus aller Welt um das Mosaik „Imagine“, sie legen Blumen nieder, manche singen. Natürlich ist das alles naiv, meinen nun wohl die allermeisten. „Imagine“ hat indes den gleichen Inhalt wie die Weihnachtsbotschaft vom „Frieden auf Erden“.

Doch zurzeit wird so wenig wie selten über Frieden gesprochen. Es scheint gerade so, als wenn Kriege zwangsläufig geführt werden müssten: In der Ukraine, um den Aggressor Putin abzuwehren. In Gaza, um die Hamas-Terrorristen niederzuringen. Und auch anderswo gibt es immer wieder Gründe, die das Töten als nötig erachten. Und weil das so ist, werden Waffen in bislang ungeahntem Ausmaß nachgefragt.

Zwar ist die weltweite Waffenproduktion in diesem Jahr ein wenig zurückgegangen. Aber leider nur deswegen, weil auch die Rüstungsunternehmen Lieferprobleme haben. 2024 dürfte ein Rekordjahr für die Rüstung werden.

Ob die vielen Waffen Siege, Niederlagen oder irgendetwas dazwischen erreichen, weiß kein Mensch. Auch niemand der sogenannten Militärexperten. Klar ist nur, dass das Töten, Verstümmeln, Verletzen und Vertreiben wohl kein Ende kennt.

Immerhin darf man hoffen, dass hinter den Kulissen gesprochen wird. Washington, Peking, Brüssel, Paris, Berlin, Saudi-Arabien, Katar, Ankara lauten die Adressen. Es zeigt: Die Zeit von West und Ost ist vorbei. Es reden immer mehr mit. Die wenigsten von ihnen sind Demokraten oder Menschenfreunde.

Das macht die Suche nach Frieden noch komplizierter. Weil es ja kein Gut gegen Böse gibt. Alle haben irgendwie Schuld oder eine Mitverantwortung.

Vielleicht liegt hier eine kleine Chance: Als vor 375 Jahren in Münster und Osnabrück der Westfälische Frieden verkündet wurde, hatten Delegierte aller beteiligten Mächte fünf Jahre lang miteinander verhandelt. Auch kleinere Akteure oder die Stände hatten damals ein Mitspracherecht.

Bemerkenswert war 1648, dass alles Unrecht aus dem Krieg vergessen und nicht mehr einzuklagen sein sollte. Das erscheint uns heute undenkbar – dennoch könnte es ein Gedankenanstoß für Versöhnung oder zumindest fürs gemeinsame Reden sein. Rache und Revisionismus jedenfalls bringen nur neue Kriege hervor.

Münster erlebte 1648 den größten Friedenskongress der Neuzeit. Daher war es gut und richtig, dass in diesem Sommer an diesen Verhandlungsprozess erinnert wurde. Warum kann die friedenstiftende Idee aus der westfälischen Stadt nicht auch heute wieder zünden? Die Welt sollte es zumindest versuchen.

Das Mosaik mit „Imagine“ ist ein wunderbarer Ort, um an den Frieden zu erinnern. Es müsste noch viel mehr solcher Orte geben. Auch in Moskau, Gaza-Stadt, Pjönjang und anderswo. Gefordert dazu sind alle Menschen. Auch wir, wenn wir an Weihnachten „Friede den Menschen auf der Erde“ wünschen. Imagine – Stell dir das mal vor ...

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QOSHE - Imagine - die Sehnsucht nach Frieden auf Erden - Manfred Lachniet
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Imagine - die Sehnsucht nach Frieden auf Erden

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23.12.2023

Wie kann die Welt Frieden finden? John Lennons Lied „Imagine“ ist ein Ansatzpunkt - und ein Blick ins Münster von 1648.

Nachdem der „Beatle“ John Lennon im Dezember vor 43 Jahren in New York erschossen wurde, legte seine Witwe Yoko Ono im benachbarten Central Park ein kleines Areal an, in dessen Mitte ein Mosaik mit dem Wort „Imagine“ liegt. „Stell dir vor“ heißt das übersetzt, und John Lennon meinte damit auch eine Welt ohne Krieg. Man solle sich das bitte doch einmal vorstellen, heißt es in dem Song, dass alle Menschen in Frieden miteinander leben. Undenkbar?

Immerzu versammeln sich Menschen aus aller Welt um das Mosaik „Imagine“, sie legen Blumen nieder, manche singen. Natürlich ist das alles naiv, meinen nun wohl die allermeisten. „Imagine“ hat indes den gleichen Inhalt wie die Weihnachtsbotschaft vom „Frieden auf........

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