Die wichtigste Nachricht: Künstliche Intelligenz ist kein kurzfristiger Hype, sondern wird langfristig unsere Gesellschaft und Wirtschaft verändern. So geht es aus dem im März veröffentlichen „Tech Trends Report 2024“ des renommierten Future Today Institutes hervor. Demnach befinden wir uns gerade in einem Tech-Superzyklus, der viele neue Technologien bringen wird. Künstliche Intelligenz wird künftig nicht nur Bilder und Texte produzieren können, sondern etwa auch Materialien.

Wenn wir von Künstlicher Intelligenz sprechen, beziehen wir uns meistens auf die sogenannte Generative KI – also Tools, die zum Beispiel Inhalte produzieren können. Neben Bild und Text sind Audio und Video die nächsten Ausbaustufen. OpenAI, das Unternehmen hinter dem Chatbot ChatGPT, hat im Februar seinen Video-Generator Sora vorgestellt. Das Startup Suno AI lässt Amateur:innen Musik produzieren.

Seit der Einführung von ChatGPT Ende 2022 sind viele andere Tools auf den Markt gekommen. Einer der Alternativen ist Le Chat vom französischen Startup Mistral AI. Das von Österreichern gegründete Startup Magic behauptet, dass sein Sprachmodell, also die Technologie hinter dem Chatbot, mächtiger ist als das von ChatGPT.

Wenn Software zur Gestaltung von Texten und Bildern laut der Zukunftsforschung erst die Spitze des Eisbergs ist, können wir in den nächsten Jahrzehnten große Transformationen erwarten. Amy Webb vom Future Today Institute rechnet damit, dass bereits in den nächsten Jahren eine „Explosion an neuen Geräten” auf uns zukommen wird, die Daten sammeln. Denn die aktuellen KI-Tools würden die Daten des Internets in den nächsten zwei Jahren verarbeitet haben, und dann braucht es neue Quellen, etwa über Sensoren in Smart-Home-Geräten.

Die Österreicher:innen sehen die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz skeptisch. Beim Einsatz von KI am Arbeitsplatz erwarten 35 Prozent der Bürger:innen laut der im März veröffentlichten „ORF fragt”-Umfrage negative Auswirkungen, 24 Prozent positive Auswirkungen, der Rest der mehr als 90.000 Befragten kann die Auswirkungen nicht einschätzen. Bei den 14- bis 29-Jährigen ist die Einstellung etwas ausgeglichener: 35 Prozent rechnen mit überwiegend positiven, 34 Prozent mit überwiegend negativen Folgen für den Arbeitsmarkt.

Wird KI unsere Jobs vernichten? Dafür gibt es laut Prognosen keine allgemein gültige Antwort. Das World Economic Forum rechnet in seinem „Future of Jobs”-Report 2023, dass bis 2027 69 Millionen Jobs durch KI entstehen, aber 83 Millionen wegfallen. Das entspricht einem Rückgang von 14 Millionen Arbeitsplätzen. Klassische Bürojobs sind durch Automatisierung eher bedroht als etwa Produktion und Bau, aber generell werde KI eher ergänzend als ersetzend eingesetzt werden, geht aus einer Studie von Goldman Sachs hervor.

Amy Webb, die Herausgeberin des „Tech Trend Reports”, appelliert an die Regierungen, die Rahmenbedingungen für den verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu schaffen, damit diese nicht missbraucht wird und die Länder zukunftsfähig bleiben. Mit dem „Artificial Intelligence Act” hat die Europäische Union im März das erste große Regelwerk für KI geschaffen. Dabei unterliegen Technologien in sogenannten hochriskanten Bereichen wie Infrastruktur oder Bildung strengen Vorschriften.

Und was passiert in Österreich? Für die Umsetzung der im AI Act festgehaltenen Regeln kümmert sich die neu eingerichtete KI-Servicestelle, die in der Rundfunk- und Telekomregulierung (RTR) angesiedelt ist. Dabei unterstützen soll der vor einigen Wochen präsentierte KI Beirat, der aus elf Expert:innen besteht.

Neben den staatlichen Maßnahmen gibt es zahlreiche weitere Initiativen, die für mehr Transparenz und Wissen beim Thema Künstliche Intelligenz sorgen wollen. Der Interessenverband AI Austria zeigt in seiner „AI Landscape” alle heimischen Stakeholder und KI-Unternehmen auf und informiert in einem Newsletter über aktuelle Entwicklungen in Österreich. Die Universität Wien setzt im aktuellen Semester KI mit der zentralen Frage „Wissen wir, was Künstliche Intelligenz wissen wird” in den Fokus und hebt alle Lehrveranstaltungen, die sich damit beschäftigen, in einer Auflistung hervor. An KI-Pilotschulen wird seit einigen Monaten auf Initiative des Bildungsministeriums der Einsatz von KI-Software getestet.

Künstliche Intelligenz ist also gekommen, um zu bleiben. Wer zukunftsfähig bleiben möchte, findet aktuell viele Ressourcen für die Aus- und Weiterbildung. Außerdem werden die Tools selbst immer anwendungsfreundlicher, so können fortgeschrittene Chatbots etwa auch mit unkonkreten Befehlseingaben konkrete Ergebnisse ausspielen. KI wird uns also immer besser verstehen, aber auch wir müssen lernen, KI zu verstehen und richtig einzusetzen.

Elisabeth Oberndorfer schreibt jede Woche eine Kolumne zum Thema Ökonomie. Alle Texte findet ihr auch in ihrem Autor:innenprofil.

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Was du jetzt über Künstliche Intelligenz wissen musst

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03.04.2024

Die wichtigste Nachricht: Künstliche Intelligenz ist kein kurzfristiger Hype, sondern wird langfristig unsere Gesellschaft und Wirtschaft verändern. So geht es aus dem im März veröffentlichen „Tech Trends Report 2024“ des renommierten Future Today Institutes hervor. Demnach befinden wir uns gerade in einem Tech-Superzyklus, der viele neue Technologien bringen wird. Künstliche Intelligenz wird künftig nicht nur Bilder und Texte produzieren können, sondern etwa auch Materialien.

Wenn wir von Künstlicher Intelligenz sprechen, beziehen wir uns meistens auf die sogenannte Generative KI – also Tools, die zum Beispiel Inhalte produzieren können. Neben Bild und Text sind Audio und Video die nächsten Ausbaustufen. OpenAI, das Unternehmen hinter dem Chatbot ChatGPT, hat im Februar seinen Video-Generator Sora vorgestellt. Das Startup Suno AI lässt Amateur:innen Musik produzieren.

Seit der Einführung von ChatGPT Ende 2022 sind viele andere Tools auf den Markt gekommen. Einer der Alternativen ist Le Chat vom französischen Startup Mistral AI. Das von Österreichern gegründete Startup Magic behauptet, dass sein Sprachmodell, also die Technologie hinter dem Chatbot, mächtiger ist als das von ChatGPT.

Wenn Software zur........

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